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ab, weil sie einem jungen Grafen von der Mark verlobt war, der mit ihrem Bruder in den Krieg gezogen war und dem sie treu bleiben wollte. Als aber der Graf immer nicht aus dem Krieg zurückkam und der Ritter mit dem schwarzen Pferd sehr um sie warb, so sagte sie endlich: „wenn die grüne Linde hier vor meinem Fenster wird dürr seyn, so will ich dir gewogen werden.“ Der Ritter mit dem schwarzen Pferde suchte so lang in dem Lande, bis er eine dürre Linde fand, so groß wie jene grüne, und in einer Nacht bei Mondenschein grub er diese aus und setzte die dürre dafür hin. Als nun die schöne Jungfrau aufwachte, so war’s so hell vor ihrem Fenster, da lief sie hin und sah erschrocken, daß eine dürre Linde da stand. Weinend setzte sie sich unter die Linde und als der Ritter nun kam und ihr Herz verlangte, sprach sie in ihrer Noth: „ich kann dich nimmermehr lieben.“ Da ward der Ritter mit dem schwarzen Pferd zornig und stach sie todt. Der Bräutigam kam noch denselben Tag zurück, machte ihr ein Grab und setzte eine Linde dabei und einen großen Stein, der noch zu sehen ist.





235.
Die Semmel-Schuhe.
Mündlich, aus Deutschböhmen.


Im Klatauer Kreis, eine Viertelstunde vom Dorf Oberkamenz, stand auf dem Hradekberg ein Schloß,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_353.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)