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Sintram aber setzte sich kühn zur Wehr und bezwang nach heißem Kampf das wilde Gethier, in dessen gespaltenem Leib sein Bruder noch ganz lebendig lag. Zum Andenken ließen die Fürsten am Orte selbst eine Capelle der heil. Margaretha gewidmet bauen und die Geschichte abmahlen, wo sie annoch zu sehen ist.





220.
Die Schlangenkönigin.
Wyß S. 148-184


Ein Hirtenmädchen fand oben auf dem Fels eine kranke Schlange liegen, die wollte verschmachten. Da reichte es ihr mitleidig seinen Milchkrug, die Schlange leckte begierig und kam sichtbar zu Kräften. Das Mädchen ging weg und bald drauf geschah es, daß ihr Liebhaber um sie warb, allein ihrem reichen, stolzen Vater zu arm war und spöttiseh abgewiesen wurde, bis er auch einmal so viel Heerden besäße, wie der alte Hirt. Von der Zeit an hatte der alte Hirt kein Glück mehr, sondern lauter Unfall; man wollte des Nachts einen feurigen Drachen über seinen Fluren sehen und sein Gut verdarb. Der arme Jüngling war nun eben so reich und warb nochmals um seine Geliebte, die wurde ihm jetzt zu Theil. An dem Hochzeittag trat eine Schlange ins Zimmer, auf deren gewundenem Schweif eine schöne Jungfrau saß, die sprach, daß sie es wäre, der einstmal die gute Hirtin in der

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_338.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)