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und wollte sich rächen. Da wandelte plötzlich der Unbekannte die Gestalt und sprang ihm als Wärwolf entgegen. Der Schäfer erschrack, aber seine Hunde fielen wüthend auf den Wolf, welcher entfloh; verfolgt rann er durch Wald und Thal bis in die Nähe von Eggenstadt. Die Hunde umringten ihn da und der Schäfer rief: „nun sollst du sterben!“ Da stand der Alte wieder in Menschengestalt, flehte bittend um Schonung und erbot sich zu allem: Aber wüthend stürzte der Schäfer mit seinem Stock auf ihn ein, – urplötzlich stand vor ihm ein aufsprießender Dornstrauch. Auch so schonte der Rachsüchtige nicht, sondern zerhieb grausam die Zweige. Noch einmal wandelte sich der Unbekannte in einen Menschen und bat um sein Leben. Allein der hartherzige Melle blieb unerbittlich. Da suchte er als Wärwolf zu entfliehen, aber ein Streich des Melle streckte ihn todt zur Erde. Wo er fiel und beigescharrt wurde, bezeichnet ein Felsstein den Ort und heißt nach ihm auf ewige Zeiten.





215.
Die Wärwölfe ziehen aus.
Pucerus de divinatione p. 170.

Bräuner’s Curiositäten 251. 255.


In Liefland ist folgende Sage. Wann der Christ-Tag verflossen ist, so geht ein Junge, der mit einem Bein hinkt, herum und fordert alle dem Bösen ergebene, deren eine große Anzahl ist, zusammen und heißt sie nachfolgen. Zaudern etliche darunter und sind

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_332.jpg&oldid=- (Version vom 26.7.2017)