April plötzlich in den Grund abgebrannt ist. Man
sagt, daß dieser Brand folgender Weise, wie die Bürger
des Orts vor der Obrigkeit zu Freiburg angezeigt,
entstanden sey. Es hat sich in einem Hause oben
hören lassen, als ob jemand mit linder, lispelnder
Stimme einem andern zuriefe und winkete, er solle
schweigen. Der Hausherr meint, es habe sich ein
Dieb verborgen, geht hinauf, findet aber niemand.
Darauf hat er es wiederum von einem höheren Gemach
her vernommen, er geht auch dahin und vermeint den
Dieb zu greifen. Wie aber niemand vorhanden ist,
hört er endlich die Stimme im Schornstein. Da denkt
er, es müsse ein Teufels - Gespenst seyn und spricht den
seinigen, die sich fürchten, zu, sie sollten getrost und
unverzagt seyn, Gott werde sie beschirmen. Darauf
bat er zwei Priester zu kommen, damit sie den Geist
beschwüren. Als diese nun fragten, wer er sey, antwortete
er: „der Teufel.“ Als sie weiter fragten, was
sein Beginnen sey, antwortete er: „ich will die Stadt
in Grund verderben!“ Da bedräuen sie ihn, aber der
Teufel spricht: „euere Drohworte gehen mich nichts
an, einer von euch ist ein liederlicher Bube; alle beide
aber seyd ihr Diebe."“ Bald darauf hat er ein Weib,
mit welchem jener Geistliche vierzehn Jahre zusammengelebt,
hinauf in die Luft geführt, oben auf einen
Schornstein gesetzt, ihr einen Kessel gegeben und sie
geheißen, ihn umkehren und ausschütten. Wie sie das
gethan, ist der ganze Flecken vom Feuer ergriffen worden
und in einer Stunde abgebrannt.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_319.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)