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ihm auf die Hand, so daß er das Zündloch verfehlte. Da sprach er: „es ist Gottes Willen, daß ich nicht schießen soll“ und ließ ab. In der Nacht kamen die Schweden und die Kaiserlichen mußten abziehen; so war die Stadt diesmal gerettet.


125.
Der Glockenguß zu Breslau.
Ungarischer Simplicissim. 1683. S. 43. 44.

Als die Glocke zu S. Maria Magdalena in Breslau gegossen werden sollte und alles dazu fast fertig war, ging der Gießer zuvor zum Essen, verbot aber dem Lehrjungen bei Leib und Leben, den Hahn am Schmelzkessel anzurühren. Der Lehrjung aber war vorwitzig und neugierig, wie das glühende Metall doch aussehen möge und indem er so den Krahn bewegte und anregte, fuhr er ihm wider Willen ganz heraus und das Metall rann und rann in die zubereitete Form. Höchst bestürzt weiß sich der arme Jung gar nicht zu helfen, endlich wagt ers doch und geht weinend in die Stube und bekennt seinem Meister, den er um Gotteswillen um Verzeihung bittet. Der Meister aber wird vom Zorn ergriffen, zieht das Schwert und ersticht den Jungen auf der Stelle. Dann eilt er hinaus, will sehen, was noch vom Werk zu retten sey und räumt nach der Verkühlung ab. Als er abgeräumt hatte, siehe, so war die ganze Glocke trefflich

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)