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Stubenthüre hinaus und sprach bei dem Feuer sitzend:

„hier sitz ich splitterfasenackt und bloß,
wenn doch mein Liebster käme
und würfe mir mein Hemde in den Schooß!“

Hernach wurde ihr das Hemd wieder hereingeworfen und sie merkte auf das Gesicht dessen, der es that; dies kam mit dem überein, der sie nachdem freite. Die andern Mädchen kleideten sich auch aus, allein sie fehlten darin, daß sie ihre Hemder zusammen in einen Klump gewickelt hinauswarfen. Da konnten sich die Geister nicht finden, sondern huben an zu lärmen und zu poltern, dermaßen, daß den Mädchen grausete. Flugs gossen sie ihr Feuer aus und krochen zu Bette bis frühe, da lagen ihre Hemder vor der Thüre in viel tausend kleine Fetzen zerrissen.


118.
Krystall-Schauen.
Joh. Rüst Zeitverkürzung. S. 25ff.
Erasm. Francisci Sitten-Spiegel. Bl. 64ff.
Bräuner’s Curiositäten S. 72–80.

Eine schöne und adliche Jungfrau und ein edler Jüngling trugen heftige Liebe zu einander, sie aber konnte von ihren Stief-Eltern die Erlaubniß zur Verheirathung nicht erlangen, worüber sie beide in großer Trauer lebten. Nun begab sich, daß ein altes Weib, welches Zutritt im Hause hatte, zu der Jungfrau kam, sie tröstete und sprach: der, den sie liebe, werde ihr

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)