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von ihm und wartet dem Heumachen ab. Als sie ein gute Weile gearbeitet, und ihr Kindlein zu säugen gehet, siehet sie es an, schreiet heftig und schlägt die Hände überm Kopf zusammen, und klaget männiglich, dies sey nicht ihr Kind, weil es geizig ihr die Milch entziehe und so unmenschlich heule, das sie an ihrem Kinde nicht gewohnt sey. Wie dem allen, so behielt sie es etlich Tag über, das hielt sich so ungebührlich, daß die gute Frau gar nahe zu Grund gerichtet wäre. Solches klaget sie dem Junker, der sagt zu ihr: „Frau, wenn es euch bedünket, daß dies nicht euer Kind, so thut eins und tragt es auf die Wiese, da ihr das vorige Kind hingeleget habt, und streichet es mit der Ruthe heftig, so werdet ihr Wunder sehen.“

Die Frau folget dem Junker, ging hinaus und strich das Wechselkind mit der Ruthe, daß es sehr geschrien hat; da brachte der Teufel ihr gestolen Kind und sprach: „da hasts!“ und mit dem nahm er sein Kind hinweg.

Diese Geschicht ist lautbar und beiden Jung und Alten in derselbigen Gegend um und in Breslau landkündig.


88.
Das Schauen auf die Kinder.
Prätorius Weltbeschr. I. 124.

Ein glaubwürdiger Bürger aus Leipzig erzählte: als sein erstes Kind schon etliche Wochen alt gewesen,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)