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nützen. Bleib nur hier sitzen, bis der Keller wieder aufgemacht wird.“ Der Kranke wartete lang, als der Wein nicht kam, ward eine andere hinabgeschickt, aber sie fand den Keller außen mit einem Häng-Schloß fest verwahrt, und die Magd darin sitzen, die ihr erzählte, daß Hinzelmann sie also eingesperrt habe. Man wollte zwar den Keller öffnen und die Magd heraushaben, aber es war kein Schlüssel zu dem Schloß aufzufinden, so fleißig auch gesucht ward. Folgenden Morgen war der Keller offen und Schloß und Schlüssel lagen vor der Thüre, so daß die Magd wieder herausgehen konnte. Bei dem Kranken hatten, wie der Geist gesagt, nach einer halben Stunde sich alle Schmerzen verloren.

Dem Haus-Herrn zu Hudemühlen hat sich der Geist niemals gezeigt, wenn er ihn bat, er mögte sich, wo er wie ein Mensch gestaltet sey, vor ihm sehen lassen, antwortete er, die Zeit wäre noch nicht gekommen, er solle warten, bis es ihm anständig sey. Als der Herr in einer Nacht schlaflos im Bette lag, merkte er ein Geräusch an der einen Seite der Kammer und vermuthete, es müßte der Geist gegenwärtig seyn. Er sprach demnach: „Hinzelmann, bist du da, so antworte mir.“ „Ja ich bin es, erwiederte er, was willst du?“ Da eben vom Mondschein die Kammer ziemlich erhellt war, däuchte den Herrn, als ob an dem Orte, wo der Schall herkam, der Schatten einer Kindes-Gestalt zu sehen wäre. Als er nun merkte, daß sich der Geist ganz freundlich und vertraulich anstellte, ließ er

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)