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den Daumen aus der linken Hand. Wie es geschehen war, fand sich gleich Hinzelmann bei ihm und sprach: „sieh, nun hast du’s, wovor ich dich gewarnt: hättest du dich diese Zeit über des Schießens enthalten, der Unfall wäre dir nicht begegnet.“

Es war ein andermal ein Herr von Falkenberg, auch ein Kriegsmann, zum Besuch auf Hudemühlen angelangt. Da er ein frisches und fröhliches Herz hatte, fing er an, den Hinzelmann zu necken und allerhand kurzweilige Reden zu gebrauchen. Dies wollte dem Geist in die Länge nicht gefallen, sondern er begann sich unwillig zu gebährden und fuhr endlich mit den Worten heraus: „Falkenberg, du machst dich jetzt trefflich lustig über mich, aber komm nur hin vor Magdeburg, da wird man dir die Kappe ausbürsten, daß du deiner Spott-Reden vergessen wirst.“ Der Edelmann erschrak, glaubte daß mehr hinter diesen Worten stecke, brach die Unterredung mit Hinzelmann ab und zog bald darauf fort. Nicht lange nachher begann die Belagerung von Magdeburg unter dem Churfürst Moriz; wobei auch dieser Herr von Falkenberg unter einem vornehmen deutschen Fürsten zugegen war. Die Belagerten wehrten sich tapfer und gaben Tag und Nacht mit Doppel-Haken und anderm Geschütz Feuer und es traf sich, daß diesem Falkenberg von einer Falkonett-Kugel das Kinn ganz hinweggeschossen wurde und er drei Tage darauf, nach den größten Schmerzen an dieser Wunde starb.

Ein Mann aus Hudemühlen war einmal sammt

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)