Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 140.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wunderlicher Haus-Geist aufgehalten. Zuerst ließ er sich im Jahr 1584 hören, indem er durch bloßes Poltern und Lärmen sich zu erkennen gab. Darnach fing er an bei hellem Tag mit dem Gesinde zu reden, welches sich vor der Stimme, die sich hören ließ, ohne daß jemand zu sehen war, erschreckte, nach und nach aber daran gewöhnte und nicht mehr darauf achtete. Endlich ward er ganz mutig und hub an vor dem Haus-Herrn selbst zu reden und führte Mittags und Abends während der Mahlzeit mit den Anwesenden, fremden und einheimischen, allerhand Gespräche. Als sich nun die Furcht verlor, ward er gar freundlich und zutraulich, sang, lachte und trieb allerlei Kurzweil so lang ihn niemand bös machte; dabei war seine Stimme zart, wie die eines Knaben oder einer Jungfrau. Als er gefragt wurde, woher er sey und was er an diesem Ort zu schaffen habe, sagte er, daß er aus dem böhmischen Gebürg gekommen wäre und im Böhmer-Walde seine Gesellschaft hätte, die wolle ihn nicht leiden; daher sey er nun gezwungen, sich so lang zu entfernen und bei guten Leuten Zuflucht zu suchen, bis seine Sachen wieder besser ständen. Sein Name sey Hinzelmann, doch werde er auch Lüring genannt; er habe eine Frau, die heiße Hille Bingels. Wann die Zeit gekommen, wolle er sich in seiner wahren Gestalt sehen lassen, jetzt aber wäre es ihm nicht gelegen. Uebrigens wäre er ein guter und ehrlicher Geselle, wie einer.

Der Haus-Herr, als er sah, daß sich der Geist

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)