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solle schnell herauskommen, er habe ihr etwas sonderlichs zu weisen. Dies schien der Frau wunderlich und sie antwortete: „komm du doch herein, aufzustehen mitten in der Nacht schickt sich für mich nicht. Du weißt ja wo der Schlüssel liegt, draußen im Loch über der Hausthür.“ „Das weiß ich wohl, du mußt aber herausgehen“ und plagte sie so lang mit Worten, daß sie sich zuletzt aufmachte und in den Garten trat. Das Gespenst ging aber vor ihr her und immer tiefer hinab; sie folgte nach, bis zu einem Wasser unweit des Hauses fließend, mittlerweile sprach der Nix:

heb auf dein Gewand
daß du nicht fallst in Dosten und Dorant

welche Kräuter eben viel im Garten wuchsen. Indem aber erblickte sie das Wasser und fiel mit Fleiß ins Kräutich hinein, augenblicklich verschwand der Nix und konnte ihr nichts mehr an- noch ab-gehaben. Nach Mitternacht kehrte der Ehmann heim, fand Thür und Stube offen, die Kindermutter nicht im Bett, hub an erbärmlich zu rufen, bis er leise ihre Stimme im Garten vernahm und er sie aus dem Kraut wieder ins Zimmer brachte. Die Wehemütter halten deshalb gar viel auf diese Kräuter und legen sie allenthalben in Betten, Wiegen, Keller, tragen es an sich und lassen andere es bei sich stecken. Die leipziger Krautweiber führen es häufig feil zu Markte.

Einmal soll auch ein Weib um Mittag in den Keller gegangen seyn, Bier abzulassen. Da fing ein Gespenst drinnen an und sprach:

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)