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und mühseelig in die Stadt getragen werden muß, wollte die Bürgerschaft eine Wasserleitung bauen lassen. Man fing an, große Pfähle in den Fluß zu schlagen, konnte aber bald nicht weit vorrücken. Denn man sah einen nackenden Mann in der Flut stehen, der mit Macht alle eingesetzte Pfahle ausriß und zerstreute, so daß man den vorgenommenen Bau wieder einstellen mußte.


58.
Der Dönges-See.
Mündlich, aus Hessen.

Bei dem Dorfe Dönges in Hessen liegt der Dönges- oder Haut-See, der an einem gewissen Tage im Jahr ganz blutroth wird. Davon gibt es folgende Sage. Einmal war im Dorfe Dönges Kirmes und dazu kamen auch zwei fremde, unbekannte, aber schöne Jungfrauen, die mit den Bauersburschen tanzten und sich lustig machten, aber Nachts zwölf Uhr verschwunden waren, während doch Kirmes Tag und Nacht fortdauert. Indeß waren sie am andern Tag wieder da und ein Bursche, dem es lieb gewesen, wenn sie immer geblieben wären, nahm einer von ihnen während des Tanzes die Handschuhe weg. Sie tanzten nun wieder mit, bis Mitternacht herannahete, da wollten sie fort und die eine ging und suchte nach ihren Handschuhen in allen Ecken. Da sie solche nirgends finden konnte, ward sie

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)