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unten in seinem Gehäus besuchen möchte. Der Bauer thats und ging mit. Da war unten im Wasser alles wie in einem prächtigen Palast auf Erden, Zimmer, Säle und Kammern voll mancherlei Reichthum und Zierrath. Der Wassermann führte den Gast aller Enden umher und wies ihm jedes, endlich gelangten sie in ein kleines Stübchen, wo viel neue Töpfe umgekehrt, die Öffnung bodenwärts, standen. Der Bauer fragte: was das doch wäre? „Das sind die Seelen der Ertrunkenen, die hebe ich unter den Töpfen auf und halte sie damit fest, daß sie nicht entwischen können.“ Der Bauer schwieg still und kam hernach wieder heraus ans Land. Das Ding mit den Seelen wurmte ihm aber lange Zeit und er paßte dem Wassermann auf, daß er einmal ausgegangen seyn würde. Als das geschah, hatte der Bauer den rechten Weg hinunter sich wohl gemerkt, stieg in das Wasserhaus und fand auch jenes Stübchen glücklich wieder; da war er her, stülpte alle Töpfe um, einen nach dem andern, alsbald stiegen die Seelen der ertrunkenen Menschen hinauf in die Höhe aus dem Wasser und wurden wieder erlöst.


53.
Der Wassermann an der Fleischerbank.
Mündlich, aus Deutschböhmen.

Der Wassermann kam aueh wöchentlich in die Stadt zur Fleischerbank, sich da einzukaufen, und wie wohl

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_104.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)