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steht geschrieben: „ein jeder lebe getreu mit seinem getrauten Weibe“, obgleich die Kraft dieses Gebots einst in große Abnahme kommen wird und damit aller zeitlicher Wohlstand der Eheleute. Nimm diesen Schuh voll Geld von mir, geh hin und sieh dich nicht mehr um.“


51.
Tanz mit dem Wassermann.
Valvassor Ehre von Crain. B. 11. u. B. 15. Cap. 19.

Zu Laibach hat in dem gleich-benannten Fluß ein Wasser-Geist gewohnt, den man den Nix oder Wassermann hieß. Er hat sich sowohl bei Nacht den Fischern und Schiffleuten als bei Tag andern gezeigt, daß jedermann zu erzählen wußte, wie er aus dem Wasser hervorgestiegen sey und in menschlicher Gestalt sich habe sehen lassen. Im Jahr 1547. am ersten Sonntag im Julius kam nach alter Sitte zu Laibach auf dem alten Markt bei dem Brunnen, der durch eine dabeistehende schöne Linde lustig beschattet war, die ganze Nachbarschaft zusammen. Sie verzehrten in freundlicher und nachbarlicher Vertraulichkeit bei klingendem Spiel ihr Mahl und huben darauf mit dem Tanze an. Nach einer Weil trat ein schöngestalter, wohlgekleideter Jüngling herzu, gleich als wollte er an dem Reigen Theil nehmen. Er grüßte die ganze Versammlung höflich und bot jedem Anwesenden freundlich die Hand, welche aber ganz weich und eiskalt war

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)