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ein kleiner Knab auf einem Pferde saß, das sein Vater zum Umackern eingespannt hatte. Da kamen auch die wilden Frauen aus dem Berge hervor und wollten diesen Knaben mit Gewalt hinweg nehmen. Der Vater aber, dem die Geheimnisse und Begebenheiten dieses Berges schon bekannt waren, eilte den Frauen ohne Furcht zu und nahm ihnen den Knaben ab, mit den Worten: „was erfrecht ihr euch, so oft herauszugehen und mir jetzt sogar meinen Buben wegzunehmen? was wollt ihr mit ihm machen?“ Die wilden Frauen antworteten: „er wird bei uns bessere Pflege haben und ihm besser bei uns gehen, als zu Haus; der Knabe wäre uns sehr lieb, es wird ihm kein Leid widerfahren.“ Allein der Vater ließ seinen Knaben nicht aus den Händen und die wilden Frauen gingen bitterlich weinend von dannen.

Abermals kamen die wilden Frauen aus dem Wunderberge nächst der Kugel-Mühle oder Kugelstadt genannt, so bei diesem Berge schön auf der Anhöhe liegt und nahmen einen Knaben mit sich fort, der das Waidvieh hütete. Diesen Knaben, den jedermann wohl kannte, sahen die Holzknechte erst über ein Jahr in einem grünen Kleid auf einem Stock dieses Bergs sitzen. Den folgenden Tag nahmen sie seine Eltern mit sich, Willens, ihn am Berge aufzusuchen, aber sie gingen alle umsonst, der Knabe kam nicht mehr zum Vorschein.

Mehrmals hat es sich begeben, daß eine wilde Frau aus dem Wunderberg gegen das Dorf Anif ging,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)