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Edelleute legten nebst ihren Dienern ihre Aussage bey dem Rath zu Chur nieder.


15.
Der alte Weinkeller bei Salurn.
Nachr. von Geistern. Frankf. 1737. S. 66–73.

Auf dem Rathhause des tyroler Fleckens Salurn, an der Etsch, werden zwei alte Flaschen vorgezeigt und davon erzählt: Im Jahr 1688. ging Christoph Patzeber von St. Michael nach Salurn in Verrichtungen und wie er bei den Trümmern der alten salurner Burg vorüberkam, wandelte ihn Lust an, das Gemäuer näher zu betrachten. Er sah sich im obern Theil um und fand ungefähr eine unterirdische Treppe, welche aber ganz hell schien, so daß er hinabstieg, und in einen ansehnlichen Keller gelangte, zu dessen beiden Seiten er große Fässer liegen sah. Der Sonnenstrahl fiel durch die Ritzen, er konnte deutlich achtzehn Gefäße zählen, deren jedes ihm däuchte funfzig Irten zu halten; an denen die vorn standen, fehlte weder Hahn noch Krahn und als der Bürger vorwitzig umdrehte, sah er mit Verwunderung einen Wein, köstlich wie Oel, fließen. Er kostete das Getränk und fand es von solchem herrlichen Geschmack, als er Zeitlebens nicht über die Zunge gebracht hatte. Gern hätte er für Weib und Kind davon mitgenommen, wenn ihm ein Geschirr zu Handen gewesen wäre; die gemeine Sage fiel ihm ein von diesem

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)