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hier so gut wie dort existirt es nicht mehr. Drum ist der König von Hannover auch besser als die andern, denn er hatte den Muth des Verbrechens, die andern sind feige, sehr feige – denn sie fürchten sich vor Sklaven, vor den Deutschen, dem feigsten Volk der Erde! –

Einen heitern Eindruck macht dagegen das zweite Document, das Ich der Beilage zur Trierischen Zeitung Nr. 14 entnehme. Es bedarf keiner Erklärung:

Vom Oberrhein 7. Januar. In der Residenz Carlsruhe ist ein neuer Lärm passirt, dessen Motive bis jetzt aller Erforschung sich entziehen. Der Erbprinzengarten mit dem Landhause Ihrer königlichen Hoheit der Frau, Grossherzogin ist diesmal Zeuge eines Attentats[WS 1] geworden, dessen sich wirklich die Gassenbuben selbst zu schämen haben müssen. Sämmtliche Möbel des Palais sind nämlich in einer schönen Nacht demolirt worden, die Spiegel zerschlagen, die Sophas aufgeschnitten und der ekelhafteste Koth auf die Möbel gelegt. Allgemeines Erstaunen erfüllt die Karlsruher Einwohner, und die Vermuthungen gehen vom Hundertsten in’s Tausendste, ohne auf ein befriedigendes Ziel zu stossen. Man sagt, der Erbgrossherzog habe später diese Besitzung antreten wollen, welche durch gemeinen Muthwillen so verunehrt worden ist.


MYSTIFICATION DER DEUTSCHEN ZEITUNGEN.

Vor einigen Monaten lasen wir allerlei seltsame Widerrufe. Es waren falsche Schwangerschaften von Königinnen und Kronprinzessinnen, ein falscher Mässigkeitsverein, eine falsche Dampfschiffschlepperei, ein fingirter Brief von Massmann u.s.w. in die Zeitungen gekommen. Nun klärt uns das Büchelchen: „Schandgeschichten zur Charakteristik des deutschen Censoren- und Redaktorenpackes von Bernays“ darüber auf, woher die Mystifikationen kommen. Der Titel und der Text der kleinen Schrift sind grob, die Mystificationen aber höchst fein. Sie waren allemal so gut auf die Schwäche der unterthänigen Censoren und Redaktoren berechnet, dass sie trotz ihrer kolossalen Unwahrscheinlichkeit sogleich publicirt wurden.

Die Rhein- und Moselzeitung bekommt einen unfrankirten aber

  1. Vorlage: Attensats
Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Cœlestin Bernays: Zeitungsschau. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)