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inneren Thatsachen des Universums“ anzugreifen; im Gegentheil , wir haben sie erst wahrhaft begründet, indem wir ihre Ewigkeit nachwiesen und sie vor der allmächtigen Willkühr eines in sich selbst widersprechenden Gottes sicher stellten. Uns fällt es nicht ein, „die Welt, den Menschen und sein Leben, für eine Lüge“ zu erklären; im Gegentheil, unsere christlichen Gegner begehen diese Unsittlichkeit, wenn sie die Welt und den Menschen von der Gnade eines Gottes abhängig machen, der in Wirklichkeit nur durch die Abspiegelung des Menschen in der wüsten Hyle seines eigenen unentwickelten Bewusstseins erzeugt wurde. Uns fällt es nicht ein, die „Offenbarung der Geschichte“ zu bezweifeln oder zu verachten, die Geschichte ist unser Eins und Alles, und wird von uns höher gehalten, als von irgend einer andern, früheren, philosophischen Richtung, höher selbst als von Hegel, dem sie am Ende auch nur als Probe auf sein logisches Rechenexempel dienen sollte. Der Hohn gegen die Geschichte, die Nichtachtung der Entwicklung der Menschheit ist ganz auf der andern Seite; es sind wiederum die Christen, die durch die Aufstellung einer aparten „Geschichte des Reiches Gottes“, der wirklichen Geschichte alle innere Wesenhaftigkeit absprechen und diese Wesenhaftigkeit allein für ihre jenseitige, abstrakte und noch dazu erdichtete Geschichte in Anspruch nehmen, die durch die Vollendung der menschlichen Gattung in ihrem Christus die Geschichte ein imaginäres Ziel erreichen lassen, sie mitten in ihrem Laufe unterbrechen und nun die folgenden achtzehn hundert Jahre schon der Konsequenz halber für wüsten Unsinn und baare Inhaltslosigkeit ausgeben müssen. Wir reklamiren den Inhalt der Geschichte; aber wir sehen in der Geschichte nicht die Offenbarung „Gottes,“ sondern des Menschen, und nur des Menschen. Wir haben nicht nöthig, um die Herrlichkeit des menschlichen Wesens zu sehen, um die Entwicklung der Gattung in der Geschichte, ihren unaufhaltsamen Fortschritt, ihren stets sicheren Sieg über die Unvernunft des Einzelnen, ihre Ueberwindung alles scheinbaren Uebermenschlichen, ihren harten, aber erfolgreichen Kampf mit der Natur, bis zur endlichen Erringung des freien, menschlichen Selbstbewusstseins, der Einsicht von der Einheit des Menschen mit der Natur, und der freien, selbstthätigen Schöpfung einer auf rein menschliche, sittliche Lebensverhältnisse begründeten neuen Welt - um alles das in seiner Grösse zu erkennen, haben wir nicht nöthig, erst die Abstraktion eines „Gottes“ herbeizurufen, und ihr alles Schöne, Grosse, Erhabene und wahrhaft Menschliche zuzuschreiben;

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Friedrich Engels: Die Lage Englands. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)