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Freiheit darin besteht, seine Stimme bei der Wahl zu geben und zu sagen: siehe, ich auch habe jetzt mein Zwanzigtausendstel eines Sprechers in unserer Nationalschwatzanstalt, werden mir nicht alle Götter günstig sein?“ - Diese Vorstellung ist eine der spasshaftesten in der Welt. Vollends die Freiheit, die dadurch erkauft wird, dass Ihr Euch gegenseitig isolirt, nichts mit einander zu thun habt, ausser durch baar Geld und Hauptbücher, diese Freiheit wird zuletzt sich als die Freiheit des Verhungerns für die arbeitenden Millionen zeigen, als die Freiheit des Verfaulens für die faulen, nichtsthuenden Tausende und Einheiten; Brüder, nach Jahrhunderten konstitutioneller Regierung wissen wir noch wenig, was Freiheit ist und was Sklaverei ist. Aber die Demokratie wird ihren freien Lauf haben, die arbeitenden Millionen, in ihrem Lebensbedürfniss, in ihrem instinktmässigen leidenschaftlichen Verlangen nach Leitung, werden die falsche Leitung wegwerfen, und für einen Augenblick hoffen, dass Nichtleitung ihnen genügen wird; aber nur für einen Augenblick. Die Unterdrückung durch Eure falschen Oberen mögt Ihr wegwerfen; ich tadle Euch nicht, ich bedaure und ermahne Euch blos; aber das gethan und das grosse Problem bleibt noch ungelöst; das Problem, Leitung durch Eure wahren Oberen zu finden.

„Die Leitung, wie sie jetzt besteht, ist freilich erbärmlich genug.“ Bei dem neulichen Bestechungscomite des Parlaments schien es die Meinung der gesundesten praktischen Köpfe zu sein, dass Bestechung nicht zu vernichten sei, und dass wir gut oder übel ohne reine Wahlen uns durchzuschlagen suchen müssten. - - Ein Parlament, das sich als gewählt und wählbar durch Bestechung proklamirt, was für Gesetzgebung kann davon kommen! Bestechung bedeutet nicht nur Käuflichkeit, sondern Unehrlichkeit, unverschämte Betrügerei; eherne Gefühllosigkeit gegen Lüge und Anstiftung von Lügen. Seid doch ehrlich, eröffnet im Downing-Street ein Wahlbureau, mit einem Städtetarif: so viel Bevölkerung bezahlt so viel Einkommensteuer, Werth der Häuser so viel, wählt zwei Abgeordnete, wählt einen Abgeordneten, zu haben für so viel baar Geld: Ipswich so viel tausend Pfund, Nottingham so viel, - da habt Ihrs doch hübsch ehrlich durch Kauf, ohne die Unehrlichkeit, ohne die Schamlosigkeit, ohne die Lüge! - - Unser Parlament erklärt sich für gewählt und wählbar durch Bestechung. Was soll aus einem solchen Parlament werden? Wo nicht Belial und Beelzebub dies Weltall regieren, so bereitet sich solch’ ein Parlament für neue Reformbills. Wir wollen lieber den Chartismus oder jedes andere System versuchen, als

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Engels: Die Lage Englands. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_166.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)