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Systems der Handelsfreiheit. Haben wir nicht die Barbarei der Monopole gestürzt, rufen die Heuchler aus, haben wir nicht die Civilisation in entfernte Welttheile getragen, haben wir nicht die Völker verbrüdert und die Kriege vermindert? - Ja, das Alles habt ihr gethan, aber wie habt Ihr es gethan! Ihr habt die kleinen Monopole vernichtet, um das Eine grosse Grundmonopol, das Eigenthum, desto freier und schrankenloser wirken zu lassen; ihr habt die Enden der Erde civilisirt, um neues Terrain für die Entfaltung Eurer niedrigen Habsucht zu gewinnen; Ihr habt die Völker verbrüdert, aber zu einer Brüderschaft von Dieben, und die Kriege vermindert, um im Frieden desto mehr zu verdienen, um die Feindschaft der Einzelnen, den ehrlosen Krieg der Konkurrenz, auf die höchste Spitze zu treiben! - Wo habt ihr etwas aus reiner Humanität, aus dem Bewusstsein der Nichtigkeit des Gegensatzes zwischen dem allgemeinen und individuellen Interesse gethan? Wo seid ihr sittlich gewesen, ohne interessirt zu sein, ohne unsittliche, egoistische Motive im Hintergrunde zu hegen?

Nachdem die liberale Oekonomie ihr Bestes gethan hatte um durch die Auflösung der Nationalitäten die Feindschaft zu verallgemeinern, die Menschheit in eine Horde reissender Thiere - und was sind Koncurrenten anders? - zu verwandeln, die einander eben deshalb auffressen, weil Jeder mit allen Andern gleiches Interesse hat, nach dieser Vorarbeit blieb ihr nur noch ein Schritt zum Ziele übrig, die Auflösung der Familie. Um diese durchzusetzen, kam ihr ihre eigene schöne Erfindung, das Fabriksystem, zu Hülfe. Die letzte Spur gemeinsamer Interessen, die Gütergemeinschaft der Familie, ist durch das Fabriksystem untergraben und - wenigstens hier in England - bereits in der Auflösung begriffen. Es ist etwas ganz Alltägliches, dass Kinder, sobald sie arbeitsfähig, d. h. neun Jahre alt werden, ihren Lohn für sich verwenden, das elterliche Haus als ein blosses Kosthaus ansehen, und den Eltern ein Gewisses für Kost und Wohnung vergüten. Wie kann es anders sein? Was kann anders aus der Isolirung der Interessen, wie sie dem System der Handelsfreiheit zugrunde liegt, folgen? Ist ein Prinzip einmal in Bewegung gesetzt, so arbeitet es sich von selbst durch alle seine Konsequenzen durch, die Oekonomen mögen Gefallen daran haben oder nicht.

Aber der Oekonom weiss selbst nicht, welcher Sache er dient. Er weiss nicht, dass er mit all seinem egoistischen Raisonnement doch nur ein Glied in der Kette des allgemeinen Fortschrittes der Menschheit