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Daß du nicht sagst, gut, ich zerschlug den Krug!
Pfui, Ruprecht, pfui, o schäme dich, daß du
Mir nicht in meiner That vertrauen kannst.
Gab’ ich die Hand dir nicht, und sagte, ja,
Als du mich fragtest, Eve, willst du mich?
Meinst du, daß du den Flickschuster nicht werth bist?
Und hättest du durch’s Schlüsselloch mich mit
Dem Lebrecht aus dem Kruge trinken sehen,
Du hättest denken sollen: Ev’ ist brav,
Es wird sich alles ihr zum Ruhme lösen,
Und ist’s im Leben nicht, so ist es jenseits,
Und wenn wir auferstehn ist auch ein Tag.

|88| RUPRECHT.
Mein Seel, das dauert mir zu lange, Evchen.
Was ich mit Händen greife, glaub’ ich gern.

EVE.
Gesetzt, es wär der Leberecht gewesen,
Warum – des Todes will ich ewig sterben,
Hätt’ ich’s dir Einzigem nicht gleich vertraut;
Jedoch warum vor Nachbarn, Knecht und Mägden –
Gesetzt, ich hätte Grund, es zu verbergen,
Warum, o Ruprecht, sprich, warum nicht sollt’ ich,
Auf dein Vertraun hin sagen, daß du’s warst?
Warum nicht sollt’ ich’s? Warum sollt’ ich’s nicht?

RUPRECHT.
Ei, so zum Henker, sag’s, es ist mir Recht,
Wenn du die Fiedel dir ersparen kannst.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_095.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)