EVE.
Mutter!
Laßt doch den Krug! Laßt mich doch in der Stadt versuchen,
Ob ein geschickter Handwerksmann die Scherben,
|42| Nicht wieder euch zur Lust zusammenfügt.
Und wär’s um ihn geschehn, nehmt meine ganze
Sparbüchse hin, und kauft euch einen neuen.
Wer wollte doch um einen irdnen Krug,
Und stammt er von Herodes Zeiten her,
Solch einen Aufruhr, so viel Unheil stiften.
FRAU MARTHE.
Du sprichst, wie du’s verstehst. Willst du etwa
Die Fiedel tragen, Evchen, in der Kirche
Am nächsten Sonntag reuig Buße thun?
Dein guter Name lag in diesem Topfe,
Und vor der Welt mit ihm ward er zerstoßen,
Wenn auch vor Gott nicht, und vor mir und dir.
Der Richter ist mein Handwerksmann, der Schergen,
Der Block ist’s, Peitschenhiebe, die es braucht,
Und auf den Scheiterhaufen das Gesindel,
Wenn’s unsre Ehre weiß zu brennen gilt,
Und diesen Krug hier wieder zu glasiren.
ADAM (für sich).
Ei, Evchen. Sieh! Und der vierschröt’ge Schlingel,
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)