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ADAM.
Ei, Henker, seht! – Ein liederlicher Hund war’s –
Sonst eine ehrliche Haut, so wahr ich lebe,
Ein Kerl, mit dem sich’s gut zusammen war;
Doch grausam liederlich, das muß ich sagen.
Wenn der Gerichtsrath heut in Holla war,
So ging’s ihm schlecht, dem armen Kauz, das glaub’ ich.

LICHT.
Und dieser Vorfall einzig, sprach der Bauer,
Sei Schuld, daß der Gerichtsrath noch nicht hier;
Zu Mittag treff’ er doch ohnfehlbar ein.

ADAM.
Zu Mittag! Gut, Gevatter! Jetzt gilt’s Freundschaft.
Ihr wißt, wie sich zwei Hände waschen können.
|15| Ihr wollt auch gern, ich weiß, Dorfrichter werden,
Und ihr verdient’s, bei Gott, so gut wie Einer.
Doch heut ist noch nicht die Gelegenheit,
Heut laßt ihr noch den Kelch vorübergehn.

LICHT.
Dorfrichter, ich! Was denkt ihr auch von mir?

ADAM.
Ihr seit [seid] ein Freund von wohlgesetzter Rede,
Und euren Cicero habt ihr studirt
Trotz Einem auf der Schul’ in Amsterdam.
Drückt euren Ehrgeitz heut hinunter, hört’ ihr?
Es werden wohl sich Fälle noch ergeben,
Wo ihr mit eurer Kunst euch zeigen könnt.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug. Berlin: Realschulbuchhandlung Reimer, 1811, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_zerbrochene_Krug_(Kleist)_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)