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diese Schonung von Leuten, die selbst kein Erbarmen kannten, kopfschüttelnd Widerspruch erhoben, und zwar der Somali, der sich selbst gelegentlich mit gewissem Stolz als „gut Deutsches“ bezeichnet hatte, weil er lange Zeit auf einer Farm in Deutsch-Ostafrika gearbeitet und dort auch einige deutsche Brocken aufgeschnappt hatte.

„Zu viel sehr gute Herz haben“, meinte Ali Mompo immer wieder. „Nicht für Wüste taugen, nicht für Iringi – gar nicht taugen …!

Aber es blieb wie beschlossen: die Beduinen wurden fürs erste nur zurückgeschreckt.

Eine halbe Stunde später hatten sie den versteinerten Wald in weitem Umkreise umzingelt. Bald hier bald dort tauchen die Kopftücher der braunen Steppenräuber in der Ferne hinter den Bodenwellen auf.

Die auf diese Weise in der kleinen Oase Belagerten waren sich bald über den Plan einig geworden, wie man die rachelüsterne, von dem Engländer Shlook hauptsächlich aufgehetzte Gesellschaft loswerden könnte.

Paul Loring hatte auch hier wieder bewiesen, daß er nicht umsonst jahrelang einsam in der Wüste den Gespensterlöwen gespielt und sich, ganz allein auf seine eigene Unerschrockenheit und Tatkraft angewiesen, Fertigkeiten angeeignet hatte, wie sie nur ein in der Wildnis Aufgewachsener besitzen kann.

„Ich verstehe mich gut aufs Anschleichen“, hatte er zu den Gefährten gesagt. „Wenn die Dunkelheit hereinbricht, werde ich versuchen, die Reittiere der Iringi zu entführen, die sie doch sicher auf einem Platze vereinigt haben. Und dieser Ort kann nur dort im Norden hinter den Hügeln liegen, wo wir auf dem Herritt die Talmulde mit der leidlich guten Weide antrafen.“

Dies war der erste Anstoß zu dem später nach allen Richtungen hin genau erwogenen Plane. Gleich darauf hatte Doktor Pinkemüller eine Art Plattform, die durch drei mit den Spitzen aneinander gelehnte Steinsäulen gebildet wurde, erstiegen und mit Hilfe seines Fernrohres festgestellt, daß das eigentliche Lager der Iringi sich wirklich in jenem kleinen Tale befinden mußte. Die

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W. Belka: Der versteinerte Wald. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_versteinerte_Wald.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)