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Abermals aufseufzend legte er das noch in den Händen gehaltene Buch zurück. Ach, es wäre doch zu schön gewesen, wenn ihm die Fee nicht nur im Traume erschienen wäre!

„Bringe mich zu Bett, liebe Elise, bitte.“

Sie rollte ihn in sein Schlafzimmer und half ihm ins Bett.

Das Gemach befand sich in einem sehr alten Patricierhause voller Ecken, Winkel und Erker.

„Bitte, Elise, öffne doch dort einmal die Thür!“

„Die Thür zu dem Verschlag? Warum? Da ist nichts drin, mein Kind.“

Aber die alte Frau that dem armen Knaben doch den Willen, und nun sah Richard vom Bett aus in den finsteren Raum und legte sich, über sich selbst lächelnd, auf die andere Seite.

Ach, es wäre doch zu schön, wenn die Versprechungen der holden Fee in Erfüllung gingen! Was würde er sich jetzt zum Beispiel wünschen? Er hatte neulich viel über die vorsintflutliche Zeit der Erde gelesen, es hatte ihn sehr interessiert – ja, das möchte er, in die Urzeit der Erde einmal zurückversetzt sein, er selbst so, wie er jetzt war – natürlich mit gesunden Füßen und kräftig, und auch ein Boot wünschte er sich, weil es damals ja so viel Seen und Flüsse gegeben haben sollte, und ein gutes Gewehr mit Patronen, die niemals alle wurden, und dann Jagdabenteuer mit Höhlenlöwen und Höhlenbären, mit Mammuts Ichthyosauren und allen den anderen riesenhaften Ungeheuern – kurz, ein Lederstrumpfleben im vorsintflutlichen Urwalde, anstatt der Indianer aber Höhlenmenschen, denen er ja mit seinem Gewehr und seinen Kenntnissen wie ein Gott erscheinen mußte.

Richard war so müde und konnte doch nicht einschlafen. Immer lebhafter dachte er sich in die romantischen Situationen hinein. Ach, wenn die Fee doch nur Wort hielte!

Ob er’s einmal versuchte? Er lacht leise über sich selbst, und doch klopfte sein Herz vor Spannung, als er nach den

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)