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der erhöhten Fläche, sodaß man nicht sehen konnte, was darin vorging. Aber etwas Besonderes mußte es wohl sein, denn Menschen gingen hastig durch die Thore aus und ein, ohne sich von den Palisaden zu entfernen, und man schien an der Holzwand etwas zu bauen. Niemand aber nahm die gestrige Feldarbeit wieder auf, obgleich, wie Maka erklärte, heute kein Festtag der Farken war.

Endlich kam Ordnung in die vor den Palisaden stehenden und sich durcheinander bewegenden Menschen, sie bildeten einen Zug, und bald schwankte durch das Thor, das zu diesem Zwecke jedenfalls abgedeckt worden war, eine hohe Tragbahre mit Thronhimmel. Der Zug kam näher, er bewegte sich gerade auf den See zu, und Richard sah, daß er nur aus Farken bestand, die alle reich geschmückt und mit Schwertern, Dolchen, Pfeil und Bogen bewaffnet waren. Einige trugen auch Schilde am Arm. Auch der Thronhimmel ward nicht von nackten Sklaven, sondern von gut gekleideten und festlich geschmückten Farken getragen.

„Meine Ahnung!“ hauchte da Maka. „Vor acht Tagen starb der Bruder des Häuptlings und gerade heute wird er hierhergebracht! Nur bei solch einer neuen Leiche darf der Tempel von allen betreten werden – nun sind wir verloren!“

Richard erkannte die Gefahr, in der sie schwebten.

„Was geschieht, wenn sie uns hier finden?“ fragte er erregt.

„Sie martern uns langsam zu Tode, um die erzürnten Seelen der Verstorbenen zu besänftigen, und diesen Tempel mit allen Leichen verbrennen sie, denn wir haben ihn entweiht! Wir sind verloren, Richard!“

„Noch nicht,“ erwiderte er, sein Gewehr untersuchend, „wenn es uns ans Leben geht, haben wir das Recht, dasselbe zu verteidigen. Lebendig fangen sollen sie uns nicht.“

Auch Maka schien von vornherein die Absicht gehabt zu haben, sich nicht ohne Kampf zu ergeben, denn sie nahm bereits den Mumien die zahlreichen Pfeile ab und prüfte zwei Bogen, von denen sie den einen dann ihrem Freund anbot, den

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/32&oldid=- (Version vom 8.11.2019)