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Der Himmel war ihnen günstig, der Mond trat hinter eine kleine Wolke. Sie erreichten das Wasser und sprangen hinein. Doch bald verloren sie den Grund. Da hob Richard das Gewehr, legte den Lauf desselben auf den Kopf und schwamm neben dem Mädchen. So gelangten beide glücklich zu der Pfahlhütte. Hier fanden sie eine Leiter, und als der Mond wieder hinter den Wolken hervortrat, befanden sie sich im Inneren der Hütte und schlossen die in Angeln drehende Thür hinter sich.




Im Leichentempel.

Beim ersten Schritt prallte Richard entsetzt zurück. Der Mondschein drang durch ein offenes Fenster und fiel hell auf ein menschliches Gesicht – ein schreckliches Gesicht, wachsgelb und mumienartig eingetrocknet, aus dem ein zahnloser Mund ihm entgegengrinste und gläserne Augen ihn anstierten.

„Fürchte Dich nicht, wir sind im Leichentempel der Farken,“ flüsterte Maka, seine Hand wieder ergreifend, „es sind nur die ausgetrockneten Leichen großer Häuptlinge.“

Auch von selbst hätte sich der unerschrockene Knabe schnell wieder gefaßt. Ja, dieses mumienartige Gesicht da vor ihm gehörte allerdings einer einbalsamierten oder trocken geräucherten Mumie an.

Jetzt betrachtete er sie näher. Die Leiche kauerte mit untergeschlagenen Beinen auf einem mit Decken bekleideten Brett, trug ein Gewand von feinem Gewebe, war mit Bronzeschmuck überladen, hielt in der einen Hand eine Streitaxt, in der anderen ein zusammengerolltes Stück Leder, das auch auf der Außenseite kleine Bildchen in roter Farbe zeigte, und in ihrem Schoße lagen Bogen, Pfeile, Dolche und zierlicher Schmuck. Richard gewöhnte sich bald an die Dunkelheit und

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)