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Ledergürtel aber steckte ein langer Dolch mit zierlichem, auffallend kurzem Griff.

„Nun höre meinen ausführlichen Plan,“ begann Karak, als sich die Arbeiter entfernt hatten. „Du siehst jetzt die Lage des Dorfes. Es bleibt beim alten, ich erlege am Abend ein Wild, wir begeben uns ruhig an die Holzwand, wo Du die auf der einen Seite während der Nacht freigelassenen, aber durch die Mauer doch eingeschlossenen Wölfe fütterst, und ich schleiche mich unterdessen auf der anderen Seite ein und befreie Maka. Gelingt es uns, die mißtrauischen Hunde für längere Zeit ruhig zu halten, so haben wir es sehr leicht. Dann nimmst Du Maka und eilst an diesen Baum zurück, den Du Dir merken mußt, und ich füttere die Hunde weiter, bis ich Euch in Sicherheit weiß. Auf diese Weise gewinne ich einen Vorsprung, daß sie mich nicht mehr einholen, und unsere Spur nicht weiter verfolgen können. Schlagen sie aber vorzeitig Lärm, nachdem ich eben erst mit Maka das Dorf verlassen habe, so müssen wir uns trennen. In diesem Falle lenke ich die Wölfe auf mich, suche mich ihrer zu erwehren und verlasse mich auf die Schnelligkeit meiner Füße, bis ich wiederum diesen Baum erreicht habe, wo ich in Sicherheit bin. Du dagegen nimmst Dich meiner Tochter an. Siehst Du dort den Teich mit dem Pfahlbau in der Mitte? Letztere sieht aus wie die Hütte eines Pfahlbewohners, aber er ist ein Heiligtum der Farken, in welchem sie die ausgetrockneten Leichen ihrer Häuptlinge aufbewahren. Dorthin fliehst Du mit Maka, dort seid Ihr sicher, denn niemand darf den Tempel betreten, als nur einmal im Jahre eine Priesterin, niemand denkt auch daran, Euch dort zu suchen, denn man glaubt ja, ich allein hätte Maka befreit und die Flucht mit ihr sei mir geglückt. Ich kenne diese Wölfe, wenn ich sie einmal auf meine Spur gebracht habe, verfolgen sie keine andere mehr, und dann wird die Eure auch von den herauskommenden Rundköpfen schnell zertreten werden. Dort bleibt Ihr also den ganzen Tag, und morgen nacht hole ich Euch ab.“

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)