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Schließlich siegte diese Neugier. Einer von ihnen setzte einen Kienspan in Brand. Die anderen zogen sich neben den Vordermast auf das Vorschiff zurück.

Felsenherz sah, daß die Richtung des Rohres die fraglos aus Bleikugeln bestehende Ladung des Geschützes gerade nach der andren Seite des Vorschiffes lenken mußte.

So ungern er stets Menschenblut vergoß: hier handelte es sich nicht nur um sein eigenes und seines Freundes Leben, sondern auch um das der Ansiedler, ihrer Frauen und Kinder!

Unter diesen Umständen durfte er nicht zögern, die Feinde nach Möglichkeit zu schädigen und ihnen einen solchen Schreck einzujagen, daß sie in kopfloser Flucht schwimmend das Weite suchten.

Deshalb rief er jetzt dem Apachen zu, der bereits den brennenden Kienspan mit ängstlich vorgerecktem Arm dem Zündloche des kleinen Schiffsgeschützes nahe hielt:

„Der rote Krieger mag das eiserne Rohr mehr zur Seite schieben, sonst wird er nichts erreichen.“

Der ahnungslose Apache blickte Felsenherz erst mißtrauisch an, tat dann aber doch, was dieser ihm geraten hatte.

„Halt!“ rief der Trapper wieder, als er bemerkte, daß das Geschütz nun die gewünschte Richtung hatte. „Wenn der rote Krieger sich fürchtet, mag er mir die rechte Hand losbinden. Felsenherz wird ihm dann beweisen, wie das eiserne Rohr sprechen kann.“

Dieser Zweifel an seinem persönlichen Mute veranlaßte den Apachen, den Kienspan rasch auf das Zündloch zu legen.

Kaum drei Sekunden später entlud sich das Geschütz schon mit ohrbetäubendem Knall.

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William Käbler: Der kleine Kundschafter. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_kleine_Kundschafter.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)