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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass

und Idee, Liebe und Vernunft zu verzwisten und beide unheilbar zu verderben.

„So ist denn der Leib entgöttlicht. Die Magie der Natur unverständlich geworden. Dionysos tot. Der große Pan tot. Die Magna Mater versunken. Siegfried erschlagen. Baldur gemordet!“ – So ging die Klage.

Und wer blieb Sieger?

Der unbenennbare Nebel- und Wüstengott, der sich offenbart in Dialektik und Rabulistik. Talmud und Pilpul. Lehre und Wort. Das aber ist die Welt des Juden.

In diese Kerbe schlugen und schlagen noch heute die meisten Widersacher. Aber eine zweite, wenn auch weit kleinere Gruppe nicht minder bedeutender Denker, die im Sinne jener ersteren selber als reine Juden bezeichnet werden müssen, hat ihre Abneigung just umgekehrt begründet. Martin Luther wirft den Juden vor, daß sie nicht „Söhne Gottes“ geworden, sondern „Kinder der Erde“ geblieben seien. „Sie streben noch im Sterbehemd und Sarg zur Erde und beten vor Sonne und Stern.“ Und bei einem späten, ganz rationalistischen Philosophen, dem blinden Eugen Dühring, finden sich zahllose Stellen nach Art der folgenden: „Der Jude ist nicht begabt für das Sachliche und Wirkliche, denn er ist ein Orientale und als solcher ein Fabulierer, der in Bildern und Träumen befangen lebt und in Gleichnissen denkt. Der Jude ist der eigentliche Mythenbildner. Der nordische Mensch, unter dem strengeren und nüchternem Himmel, muß dieses Volk der Maßlosigkeit mit der Logik bekämpfen. Wir müssen ihren religionistischen Fabeln einen gesunden Positivismus entgegenstemmen.“

So wäre denn also (je nachdem es gefällt) der Materialismus,

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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass. Jüdischer Verlag, Berlin 1930, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_j%C3%BCdische_Selbstha%C3%9F.pdf/83&oldid=- (Version vom 29.12.2019)