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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass

wie’s gemacht ist und wundern uns nicht.“ So preisen sich die Abbauer der Ehrfurcht. Aber was sie nicht wissen ist dies:

Alle die Klugen sind ungeheuer verdummt! Sie halten den gelben Fleck in ihrem Auge für die Quelle der Sehkraft. Sie erklären die Flut des Lebens aus Restbeständen, die diese Flut in dürren Seelen zurückläßt. Wenn das Wasser verkocht ist, dann hinterläßt es starre Kalksteine. Diese zurückgelassenen Steine erforschen sie. Und sie erläutern diesen ihnen einzig bekannten Lebensniederschlag als den Hervortreiber, als die Motorkraft für alle großen Lebensereignisse. Für sie ist nicht etwa das bißchen armseliger „Sexus“ letzter Rest aus religiösem, metaphysischem Urschoß, nein umgekehrt: Religion und Metaphysik sind „Sublimierungen“ von - Kesselstein. Das versteht das Publikum; das kann jeder bestätigen.

Wir wollen nunmehr im Schicksale Paul Rées den Vorgang studieren, den wir bereits als „Vorgang der Vergletscherung“ bezeichnet haben. Es ist das selbe Schicksal‚ dem das westeuropäische Judentum zu verfallen droht.

Wir wollen das Ende betrachten einer analytisch-genetischen Seelenwissenschaft, die die Hintergründe weiß, aber nicht mehr träumt, nicht mehr an Magie und Götter glaubt und das große Siechtum lebenzeugender Wonne „kompensiert“ sieht durch den ungeheuren Fortschritt der klügsten Rasse der Erde, als welche eine geistige Ersatzwelt schafft an Stelle der biblischen Wunder: die Wissenschaft, die verödende; die Willenschaft, die verengende. Denn jeder Fortschritt an

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Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass. Jüdischer Verlag, Berlin 1930, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_j%C3%BCdische_Selbstha%C3%9F.pdf/68&oldid=- (Version vom 5.7.2016)