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sich ein schwacher heller Fleck ab: Staub, weißer Staub, leicht verwischt nach der Tischkante zu.

„Gießen Sie den Schnaps weg, Pagel,“ meinte Harst energischer. „Lassen Sie nur das eine Gläschen gefüllt und holen Sie mir ein Fläschchen. Ich möchte das Zeug mitnehmen und prüfen.“ Er faßte in die Tasche, klappte dann die große Klinge seines Messers auf und tauchte den blanken Stahl in eins der Gläschen. Als er ihn wieder herauszog, war das Metall schwarz.

Pagel bekam große Augen.

„Was … bedeutet das?!“

„Gift …! – Der Dieb hatte ein Pulver mit … Er hatte es eilig … Er verschüttete etwas von dem Pulver, säuberte die Flasche, stäubte mit dem Taschentuch auch die Tischdecke ab – nicht genügend …“

Pagels kleiner weißgrauer Schnurrbart sträubte sich vor Wut. „Na – so ein Schuft!!“ platzte er heraus.

Harald blickte ihn still an. „Es wird Ihnen wohl bereits klar geworden sein, daß Ihr Schwindelanfall eine sehr einfache Ursache hatte, nämlich eine Kugel, lieber Pagel. Man wollte Sie erschießen. Da auch wir keinen Schuß hörten, kann es sich nur um eine jener niederträchtigen Waffen handeln, mit denen belgische Fabriken neuerdings den Markt überschwemmen. Die Büchsen nennen sich harmlos „geräuschlose Sportflinten“ und arbeiten mit Preßluft. Man legt damit auf achtzig Schritt glatt einen Menschen um, wenn man trifft. Auch uns flatterte solch’ eine Reklame ins Haus. – Trotzdem brauchen Sie sich nicht zu beunruhigen, alter Freund. – Was haben Sie mit den abgeschnittenen Stücken des zerfaserten Gobelins getan?“

„Meinen Kaninchenstall habe ich damit abgedichtet,“ erwiderte Pagel sichtlich verwirrt.

„Das ist gut. Sagen Sie das keinem Menschen, Pagel, verstanden! Und überlassen Sie das weitere uns

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)