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die in dem engen Schacht lehnte, endete in einem abgestützten Gang, der nach Nordost lief, und das war des Grafen Richtung. Wir hörten in der Ferne ein dumpfes Poltern, Harst schaltete die Lampe aus, ein dünner Lichtstrahl zuckte vor uns auf, und Gustav Pagel kam atemlos angekeucht, stutzte, seine Hand sank, er lehnte sich an die Bretterverschalung, – eine müde Stimme sagte trostlos: „Es ist ja nun alles vorbei … Sie werden es mir nicht glauben, – ich wäre noch heute zu Ihnen gekommen … Soeben habe ich mit Zwancza abgerechnet, – weiß Gott, Doktor Lücke bewahrte mich vor einem Totschlag …“

Harsts Lampe umspielte seine verfallenen Züge. „Sie wußten bis heute nichts von diesem Gang, Pagel, – ich dachte es mir … Ihr Schwiegersohn erhielt auch sehr viele Pakete aus Johannesburg, Inhalt stets Negerraritäten, alte Waffen, dergleichen. Die Fafnertown-Mine lieferte so auch gut versteckte, unverzollte Steine nach Deutschland. Anwalt James Gehrs als Engländer war über jeden Verdacht erhaben. Sein Bruder hätte nur nicht die Unvorsichtigkeit begehen sollen, eine der Kisten für die Batterie zu benutzen. In Deutschland fertigt man keine Kisten aus Kampferbaumholz. Ich denke, hinter dieser Gangverschalung dürfte ein Vermögen noch nicht abgesetzter Diamanten liegen.“

Pagel stierte ihn wortlos an. Nein, – er war so weit nicht eingeweiht, die Geschäfte hatte Doktor Gehrs allein mit Zwancza gemacht.

„Ich … werde alles sagen,“ erklärte er verzweifelt. „Lieber Gott, – die Anni setzte mir so zu mit Bitten und Tränen … Man sollte als Vater hart bleiben, aber das Blut, das gemeinsame Blut ist stärker, – ich hatte nur das eine Kind, und ich wurde … ein Lump. – Kommen Sie mit, – ich werde nicht lügen. Das

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/61&oldid=- (Version vom 31.7.2018)