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Schwäche, Wunde, – alles war vergessen. Er stützte sich auf den Tisch vor dem Sofa, – er schüttelte wiederholt den Kopf, er zeigte auf die Flasche Pflaumenschnaps und das Likörglas auf dem Tische …

„Als ich mir den Rachenputzer vorhin leistete, war der Gobelin noch da!! Und jetzt …?!“

Er blickte Harald mißtrauisch an. „Haben Sie sich nur einen Scherz mit mir geleistet, Herr Harst?! Haben Sie ihn weggenommen?!“

Harst schob mich etwas beiseite … „Halte dich von dem Tische fern, mein Alter … Die Spuren auf dem Teppich sind ohnedies gering genug. Pagel hat Socken an. Das ist etwas anderes. Aber du …! An deinen Sohlen klebt der Schmutz der aufgeweichten Wege, und dieser lehmige Sand ist himmelweit verschieden von den Erdbrocken, die der Dieb zurückließ. – Nein, lieber Pagel, solche Scherze mache ich nicht. Hier gäbe es für mich wertvollere Dinge als Andenken zu borgen, zum Beispiel Ihre Reiseerinnerungen von Ihrer Marinezeit her. Sie sind in der Welt weit herumgekommen, für den echten Buddha auf dem Wandbrett würde ich gern einen Hunderter springen lassen, und was jenes altjapanische Schwert betrifft, – das ist unter Brüdern ein paar Tausender wert. Vielleicht war der Gobelin sogar noch wertvoller, – wer kann’s wissen … Nun legen Sie sich aber wieder ins Bett, mein Lieber. In Ihren Jahren sollte man eine derartige Verletzung nicht zu leicht nehmen …“

Gustav Pagel schnitt ein grimmiges Gesicht. „Was ich nicht leicht nehme, das ist dieser Diebstahl …!! Weiß der Henker, was mit dem bunten Fetzen los sein mag, irgend etwas stimmt daran nicht. Der Jaromir Zwancza ist nicht der erste, der so hintenherum mir das Ding abschwatzen wollte. Gestern war’s der Jaromir, vor drei Tagen ein feiner Herr, der mit mir erst am Gartenzaun

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)