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„Ja, die Gestalt ist leider recht verschwommen und winzig, aber der Mann trägt einen kurzen Sportpelz mit dunklem großen Kragen … Das verrät ihn. Es ist Doktor Kurt Gehrs, Direktor, Villenbesitzer, Gatte von Anni, geborene Pagel …“

Der Oberinspektor schwieg und zeigte mir ein drittes Bild. „Bitte – die Villa Gehrs, das Auto vor der Tür, der Herr Doktor beim Einsteigen, am Steuer seine Frau … und er im Sportpelz, – Aufnahme von heute ein Uhr fünfzig nachmittags.“

Mir blieb der Atem weg …

„Halten Sie Gehrs für Banks’ Mörder, – wirklich?“

„Sie denken in Sprüngen, Schraut, – aber dieselben Sprünge tat wohl auch Harst. Ja, jetzt weiß ich, daß dieser schlanke, fixe, patente Herr von knapp fünfundvierzig Jahren den Gauner und Dieb Gorry Banks im Atelier von Heloise Saalfield erwartete, erstach und durch den Hof und durch das Hauptgebäude flüchtete. Wenn Sie mich aber fragen, weshalb er zum Mörder wurde, da muß ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben. Sicher ist, daß Gehrs pekuniäre Lage miserabel ist, das heißt, sein Einkommen entspricht in nichts seinen Ausgaben. Woher hat er das Geld?!“

Harst trat ein … Und wenige Minuten drauf erschienen auch Lücke und seine Schützlinge Heloise und Lord Richard. – Harst begrüßte sie lediglich durch eine Verneigung, – die feindlichen Verwandten nahmen in weitem Abstand voneinander Platz, dann begann Harald mit stark betonter Sachlichkeit: „Da weder Sie, Miß Saalfield, noch Ihr entfernter Vetter sich dazu bequemen wollen, über die Wichtigkeit des Gobelins sich zu äußern, müssen wir versuchen, die Dinge in das richtige Licht zu rücken. Dort hängt der Unterteil des Gobelins, – diese Kamera ist gleichzeitig Projektionsapparat,

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)