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Froest sagte gelassen: „Ja, Gustav Pagel. Wenn ich die Zusammenhänge auch noch nicht voll überschaue – – wie Sie vielleicht, Harst: Daß Sie Pagel einschüchtern wollten, merkte ich, nachdem er den Schnaps nach der Narkose bei sich behalten hatte. Sie haben ihn nun dadurch, daß die Beamten in der Nähe blieben, außer Gefecht gesetzt, er kann sich nicht rühren, – irgendwie wird er aber doch wohl mit den Leuten im Auto sich verständigen, fürchte ich.“

„Ich auch,“ bestätigte Harst. „Und deshalb, Lücke, rate ich Ihnen dringend, die Villa Gehrs in der Parkstraße Nr. 88 im Grunewald sofort einkreisen zu lassen, damit niemand hinaus oder hinein kann. Telephonieren Sie von mir aus an das Präsidium Wilmersdorf und an die nächstliegenden Polizeiwachen. Doch – alles muß unauffällig geschehen. Frau Anni Gehrs ist Pagels einziges Kind und interessierte sich ebenfalls für den Gobelin.“

Wir standen in dieser regennassen Finsternis beieinander, – keiner sah das Gesicht seines Gegenübers, wir hörten nur unsere Stimmen. – Lücke erwiderte ganz schlicht – ohne jede Anmaßung: „Frau Gehrs und die Villa werden bereits beobachtet. Ich habe freilich nur zwei Leute dort. Ich werde sie auf ein Dutzend verstärken. Auch ich habe an Anni Gehrs gedacht, lieber Harst.“

Wir betraten unseren Garten. –

Es war sieben Uhr geworden. Froest und wir beide befanden uns oben im Laboratorium, wo Harst soeben den unteren Streifen des Gobelins, den zerfaserten Lappen, mühsam mit Zwirn ein wenig zusammengeflickt hatte. Das abgeschnittene Stück war bereits trocken geworden, war abgebürstet, wurde nun an die Wand genagelt.

Der Oberinspektor und ich saßen lediglich als Zuschauer seitwärts in den ausrangierten Klubsesseln, die hier für das Laboratorium noch gut genug waren. Vor

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Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)