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fadenscheinigen Phrasen. Harst sagte nur, die Verhaftung hätte wahrscheinlich die Entwirrung der Vorgänge erschwert, und machte Lücke den Vorschlag, sowohl Heloise als auch Lord Richard sofort zu uns zu bringen.

„Wozu das?!“ fuhr der lange Hans gereizt auf.

„Weil ich Ihnen allen ein photographisches Experiment vorführen möchte, lieber Lücke. Ohne Grund stelle ich kein solches Ansinnen, ohne Grund sollen Ihre Leute nicht noch bis elf die Lauben beobachten, ohne Grund bitte ich Sie jetzt nicht, die Gobelinstücke mir zu überlassen. Nehmen Sie ein Auto, holen Sie die beiden, und ich verspreche Ihnen, daß der Gobelin sein … pardon … sein Geheimnis hergeben wird.“

Wir waren an unserem Obstgartenzaun angelangt. Die Dunkelheit war noch drückender geworden, der Wind pfiff in den kahlen Bäumen, irgendwo heulten ein paar Hunde kläglich über das unvorschriftsmäßige Dezemberwetter[1], irgendwo tutete ein Auto mit schriller Hupe.

Harst horchte.

„Still … Geben Sie acht, Lücke …!“

Wir lauschten. Froest flüsterte: „Das sind Signale.“

„Allerdings … Signale der dritten Partei, lieber Froest. Man kann mit einem Auto bequem den Parallelweg in der Laubenkolonie entlangfahren, in deren Mitte das Vereinshaus steht. – Jetzt schweigt die Hupe. Die Leute sind vielseitig. Ich müßte mich sehr irren, wenn die Zeichen nicht auf Ihre Leute sich beziehen.“

Lücke nahm seinem Assistenten das Paket ab. „Laufen Sie zurück, Gröber, – vielleicht kriegen Sie den Wagen noch zu fassen, und dann – kurzen Prozeß!“

Harst meinte kühl: „Bleiben Sie, Herr Gröber. Es ist an einem Toten genug. Die im Auto würden rücksichtslos schießen, die merken vielleicht, daß das Spiel verloren geht. Einer hat’s bestimmt gemerkt, und das sollte er auch.“

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Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)