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einmal hier bei mir gesehen haben …! Ja – einmal!! Ein einziges Mal seit vielen Jahren ließ sie sich mal wieder dazu herab, dem … Lokomotivführer ein Futterpaket zu bringen, schnüffelte hier überall mit ihrer Lorgnette vor den Augen herum und fuhr dann wieder mit ihrem Auto davon … Der bin ich schon längst nicht fein genug, Herr Schraut … Frau Doktor und Fabrikdirektor, eigene Villa, – – lassen Sie mich mit dem Gerede von Kindern in Ruhe, ihnen eine gute Erziehung zu geben, sich die Groschen dazu abzusparen, – ja, dazu ist man ja Vater! Und nachher wird Väterchen gemieden – wie die Pest …! Na, vielleicht ist’s auch besser so … Ich gehöre in die Kreise nicht hinein, ich würde mich dort ja doch unbehaglich fühlen, – hier mein Häuschen, zehn Jahre hab’ ich’s nun, hier dies ist meine kleine Welt, und ich weiß, wenn ich mal so ganz einsam mich fühle, dann darf ich zu Ihnen kommen, – das ist immer so wunderschön, an Herrn Harsts Kamin zu sitzen und zu merken, daß man irgendwo doch ein gern gesehener Gast ist …“

Er drückte mir fest die Hand. „Und dafür danke ich Ihnen beiden … Für Sie gibt’s keine sogenannten sozialen Unterschiede, Sie finden für jeden den rechten Ton, und das ist nicht gekünstelt, das ist nicht Theatermache wie bei den anderen zumeist, die uns einfache Leute schmunzelnd einseifen und … ausnutzen … – Was tut nur Ihr Freund in meinem Vorderstübchen …?! Wahrhaftig, er kriecht auf dem fadenscheinigen Teppich umher … Ob er was verloren hat?!“

„Harald!“ rief ich … „Sammelst du tote Fliegen?!“

Pagel lachte leise. „Na – hören Sie mal, Herr Schraut, – ich fege doch aus!! Fliegen?! Jetzt im Dezember?!“

Harst rief munter zurück: „Ich treibe nur Körpergymnastik …! Kriechen soll gesund sein.“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)