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„Banks schoß nicht auf Pagel. Banks stahl nicht den Gobelin.“

Seine Mutter schüttelte zweifelnd das weiße Haupt. „Wer sonst, mein Junge?“

„Der, dem der Gobelin einst vom Ausland nach Berlin zugeschickt wurde,“ erwiderte Harald ebenso bestimmt.

„Das … verstehe ich nicht ganz. – – Was flüsterte Heloise dir zu?“

„Folgende Sätze: „Wir von Saalfield-Castle wollen Gobelin erhalten, die von Saalfield-Marnbour müssen ihn vernichten. Retten Sie den Gobelin …“

„Seltsam!“ murmelte meine mütterliche Freundin. „Man glaubt stets, daß sich eines Tages die Vielseitigkeit krimineller Vorgänge erschöpfen müsse, und blickt man dann genauer hin, werden sie nur noch farbiger, figurenreicher und verwickelter. – Wie denkst du über diese Dinge, Harald?“

Der große Junge Harald mit dem leicht ergrauten Scheitel und dem bartlosen hageren Gesicht, aus dem die Nase recht impertinent herausspringt, nahm ein neues Stück Kuchen und sagte zu Mathilde, die soeben aufgetaucht war: „Bringen Sie bitte meinen Winterulster her, liebe Mathilde. Er liegt zusammengefaltet in Schrauts Schlafzimmer, wo ich ihn aus bestimmten Gründen bei der Heimkehr ablegte. Lassen Sie ihn jedoch zusammengefaltet. – Der Napfkuchen ist wieder großartig, Sie alte treue Seele. Was wäre mein Magen ohne Mathilde!“

Unsere Dicke schmunzelte im Lampenlicht. Ein paar Palmenwedel der nächsten Kübelpalme überragten ihr graues Haupt und das Rattenschwänzchen von Zopf, das sich trotz aller Haarnadeln immer wieder loslöste.

„Was Ihr Magen wär, Herr Harald?! Ohne mir – – Müllabladestelle!“ sagte sie selbstbewußt.

„Ohne mich,“ korrigierte Harst leise. „Immer noch

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)