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ein Anfänger in der Kunst zu sein, Gedankensprünge zu machen, deren Lücken die Hauptsache waren. Ich schaute Heloise jetzt mit ganz anderen Augen an. Ihre Blässe mußte auffallen, ihre kühle Sicherheit gefror vor Froests noch kühlerer Energie zu starrer, schlecht verhehlter Angst, und ihr Versuch, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, mißglückte kläglich. Froest sagte in demselben Tonfall: „Ein Türschloß ist für Banks nur Zierat, Miß Saalfield. Und entdeckt haben wir eine ganze Menge Kleinigkeiten, die äußerst peinlich sind – für Sie nämlich.“ Er machte eine Pause und sah Heloise drohend an. „Sie haben Banks erstochen, nur Sie, – Sie nahmen den Professor absichtlich mit, er sollte Zeuge spielen, er sollte bekunden, daß Sie den Mann unmöglich erstochen haben könnten. Banks wartete auf Sie dort drinnen, Huber schaute sich Ihre Zeichnungen an, Sie traten ein, stießen zu – und der Plan schien geglückt zu sein.“

Heloise Saalfield schoß das Blut vor Empörung in die Wangen. „Sie sind … ein Narr!“ sagte sie verächtlich. „Beweisen Sie die Richtigkeit dieser albernen Vermutung. Sie mögen einst ein bedeutender Detektiv gewesen sein, jetzt sind Sie nur noch ein gefährliches Wrack, an dem sich gesunde Schiffe den Bug einrennen. So ist’s.“ Sie flatterte vor Erregung, und eine – so impulsive Auflehnung gegen eine schwere Verdächtigung läßt sich kaum vortäuschen. Sie stand vor Froest mit halb erhobenen Armen, die Hände geballt, nicht mehr Dame von Welt, nur noch ein Weib, das sich mit aller Macht zur Wehr setzt.

Oberinspektor Froest streichelte seine Momentkamera und meinte hart: „Sie haben Doktor Lücke erklärt, Sie kennen Banks nicht. Das ist … gelogen. Sie kennen ihn sehr gut. Ich habe Sie beide dreimal mit dieser Kamera erwischt. Die photographische Platte redet unbedingt die Wahrheit.“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)