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war nicht gerade erschöpfend. Als Harst vorsichtig antippte, daß sie doch Zwanczas Nachbar Gustav Pagel kenne und besucht habe, gab sie dies ohne weiteres zu. „Wir kamen miteinander ins Gespräch, er zeigte mir dann sein Häuschen, manches seiner Reiseandenken kann eine angehende Künstlerin wohl locken … Plötzlich wurde der alte Herr dann sehr zugeknöpft … Weswegen, weiß ich nicht …“

„Hm – Sie scheinen den Gobelin zu vergessen,“ warf Harald ein. „Vorhin waren Sie über das Verschwinden des Gobelins mindestens ebenso entsetzt wie über den Toten in Ihrer Wohnung. Weshalb eilten Sie überhaupt zu Pagel anstatt zur Polizei?!“

Sie blieb stehen. Wir hatten gerade den Schwarzen Weg erreicht, jene unglaublich verwahrloste Straße zwischen dem Laubengelände und den Kohlen- und Bauplätzen. Sie blickte Harst verwundert an. „Ich war ja bei der Polizei, Herr Harst … Die Polizei ist noch im Atelier. Man hat mich vernommen, zum Glück kam ich ja nicht allein nach Hause, als ich den Toten entdeckte. Professor Huber begleitete mich, und nachher bin ich aus einem sehr einfachen Grunde zu Herrn Pagel gelaufen: In des Toten Tasche steckte ein Zettel, eine quittierte Rechnung über Ziegenkäse, und auf der Rückseite war Pagels Adresse notiert. Der Kriminalkommissar zeigte mir den Zettel, ich erbot mich, Pagel zu holen, ich wollte an die Luft, ich war einer Ohnmacht nahe, – bedenken Sie doch die Aufregungen für mich! – Als ich zu Pagel kam, wurde er grob, ihn ginge die Sache gar nichts an … Ich sah, daß der alte Gobelin fehlte, es war bestimmt ein englisches Stück, Pagel meinte, ich solle nur den Ziegenvater aufsuchen … Das ist alles …“

„Und es ist alles sehr unklar.“ meinte Harst ehrlich.[1]

  1. Vorlage: ehrl (Wort unvollständig)
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)