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Ihnen nach besten Kräften beizustehen. Sie haben augenscheinlich viel Not, Drangsal und Ungemach ausgestanden und bedürfen vor allem ärztlicher Pflege und der notwendigen Kleidung. Zum Glück kann ich Ihnen mit beidem dienen. Kommen Sie, Gentlemen, erlauben Sie mir, Sie in mein Haus zu geleiten.“

An der Tür angelangt, trat er vor uns schnell hinein, drehte sich dann herum und hieß uns noch einmal herzlich willkommen unter seinem Dache. Dann rief er mit schallender Stimme den Namen Pedro in das Haus hinein, worauf ein alter Diener erschien, dem er auf Spanisch einige Weisungen erteilte. Pedro, der ein viel zu wohlerzogener Diener war, um auch nur das geringste Erstaunen über unsre verkommene und zerlumpte Erscheinung zu zeigen, führte uns zu zwei kleinen Gemächern, verbeugte sich tief als wir hineingingen und machte respektvoll die Türen hinter uns zu.

Ich fand in meiner Stube Bett, Waschtisch und alles, was in einem zivilisierten Lande zu einem Fremdenzimmer gehört. Ich setzte mich in einen bequemen Bambusstuhl, blickte mit einem Gefühl unbeschreiblichen Behagens um mich und pries unser gutes Geschick, das uns solch einen gastlichen Nothafen hatte finden lassen. Da klopfte es; auf meinen Hereinruf erschien Pedro mit Kleidungsstücken, die er auf dem Bett ausbreitete; es fehlte nichts, was zu einer vollständigen Auftakelung gehörte.

Dieser Anzug und selbstverständlich eine gründliche Waschung machten einen ganz neuen Menschen aus mir. Zum erstenmal, seit wir von Bord der Korvette gingen, befand ich mich wieder in guter Stimmung und Verfassung.

Eine Tür führte aus meiner Stube in die des Leutnants; ich ging hinein, mich ihm zu zeigen, und fand ihn im Begriff, unter Pedros Beistand langsam und mühevoll die Kleider anzulegen, die der Hausherr auch ihm gesandt hatte. Dieser hatte auch seine Wunden sorgfältig untersucht und sachgemäß verbunden, und so blickte auch er, als Pedro uns verließ, wieder einigermaßen frisch und munter aus seinen Augen.

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)