Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Waldesschatten, oft mühevoll Dickicht und Dornen durchbrechend, bis die sich zum Untergang neigende Sonne uns erinnerte, einen Ruheplatz für die Nacht zu suchen. Wir fanden ihn am Rande einer Lichtung. Während Lubemba ging, für des Leibes Nahrung zu sorgen, sammelten wir Holz für das Feuer. Kaum hatten wir den nötigen Vorrat beisammen, da war sie auch schon wieder da und brachte drei graue Papageien, zwei grüne Tauben und einen Kürbis voll Wasser. Damit stillten wir reichlich Hunger und Durst.

Darauf streckten wir uns in das lange Gras zum Schlafe nieder, der auch, was Langfeld und mich betraf, nicht lange auf sich warten ließ, da wir völlig erschöpft waren.

Am nächsten Morgen entdeckte ich zu meinem größten Schrecken, daß mein Leidensgefährte über Nacht ernstlich krank geworden war. An eine Fortsetzung unsres Marsches konnte daher nicht gedacht werden. Lubemba, deren Besorgnis nicht geringer war, als die meine, erkannte sehr bald, was hier vor allem nötig war; sie eilte davon, um einen geeigneteren Aufenthaltsort für unsern Kranken ausfindig zu machen. Sie brauchte nicht lange danach zu suchen.

Unser neuer Lagerplatz war ein grünes waldfreies Stück Land, ungefähr zehn Morgen groß, durch das sich ein munter plätschernder Bach in vielen Windungen hinzog. An diesem Bache errichteten wir unsern Wohnsitz, wobei Lubemba die Leitung übernahm. Sie schaffte eine große Anzahl bambusartiger Rohrschäfte herbei, die auf eine Länge von fünfundzwanzig Fuß zugeschnitten, an beiden Enden zugespitzt und dann so in die Erde gesteckt wurden, daß ein halbkugelförmiges, bienenkorbartiges Bauwerk entstand, das zum Abschlusse mit großen Palmblättern dicht bedeckt wurde. Wir arbeiteten den ganzen Tag mit unermüdlichem Eifer, so daß wir bei Sonnenuntergang unsern Patienten in die Hütte betten konnten.

Die Nöte, Kümmernisse und Sorgen, welche die nächsten beiden Wochen Lubemba und mir brachten, sind nicht zu beschreiben. Langfeld war völlig hilflos und lag den größten Teil dieser Zeit in

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/89&oldid=- (Version vom 31.7.2018)