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Achtes Kapitel.
In der Hütte am Bach. – „Treu bis in den Tod!“ – Trauer um Lubemba. – Don Manuel Carnero. – Ein gastlicher Nothafen. – Sennor Garcia Ribera. – Abermals auf hohem Wipfel. – Ein „bösartiger“ Schoner. – Der „Wolf“ in Sicht.

Die Sonne stand auf ihrer Mittagshöhe, die Hitze war fast unerträglich geworden. Die frischen Winde des Morgens hatten sich längst gelegt, die Atmosphäre zitterte unter den brennenden Strahlen der Sonne.

Weit und breit regte und zeigte sich kein Tier, kein Vogel, kein Insekt. Das Gras, die Blumen, die Baumblätter, die Girlanden der Schlingpflanzen standen und hingen so regungslos, als wären sie aus Eisen geschnitten.

Die Luft war mit hundert betäubenden Wohlgerüchen angefüllt; eine Todesstille herrschte. Es war die Schweigestunde der Natur, die Stunde der größten Hitze; die kurze Zeitspanne der Tagesmitte, zu der alle lebenden Wesen die geschütztesten Orte, die dunkelsten und kühlsten Schattenwinkel aufsuchen; die einzige von all den vierundzwanzig Stunden, während welcher völlige, tiefste Ruhe über dem afrikanischen Walde liegt.

Wir aber gönnten uns noch keine Rast; unter Lubembas Führung verfolgten wir in westlicher Richtung unsern Weg durch den grünen

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/88&oldid=- (Version vom 31.7.2018)