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erwies, aber zur Ausbildung von Kadetten, damals Seejunker genannt, gut geeignet war.

Am 1. April 1849 zählte unsre Flotte – ich sage unsre Flotte, weil ich als Seejunker an Bord der „Deutschland“ auch zu ihr gehörte – schon neun Kriegsdampfer und siebenundzwanzig Kanonenboote. Am 4. desselben Monats wurde in der Bucht von Eckernförde das dänische Linienschiff „Christian VIII“ von den deutschem Strandbatterien in Brand geschossen und zerstört und die Fregatte „Gefirn“, ein schönes Kriegsschiff mit 42 Geschützen den Dänen weggenommen und nach ihrer Ausbesserung der deutschen Marine einverleibt.

Nach dem Ruhmestage von Eckernförde brannten alle Mann in der Flotte vor Verlangen, sich ebenfalls mit den Dänen messen zu können, und als sich am 4. Juni unser Oberstkommandierender, der Commodore Brommy[ws 1], entschloß, mit den drei Dampfern „Barbarossa“, „Hamburg“ und „Lübeck“ eine Erkundungsfahrt nach Helgoland zu unternehmen, da war der Jubel groß, und überglücklich schätzten sich alle, die zur Vervollständigung der Besatzung an Bord dieser drei Dampfer befohlen wurden. Zu den sechs Seejunkern, welchen man diese Auszeichnung zuteil werden ließ, gehörte auch ich, und zwar kam ich an Bord des Flaggschiffes „Barbarossa“[ws 2].

Das Wetter war herrlich, als wir aus der Weser in die offene See hinausdampften. Helgoland kam in Sicht und bald darauf, eine Meile südlich von der Insel, die dänische Korvette „Valkyrien“; ihre Segel hingen schlaff von den Rahen, und da sie in der herrschenden Windstille nicht manövrierfähig war, betrachteten wir sie schon als gute Prise.

Hoch klopften alle Herzen bei dem Signal: Kurs auf den Feind setzen. Bald darauf begann auch die Kanonade. Die Korvette führte, wie später bekannt wurde, 12 kurze Achtzehnpfünder, und ihre Besatzung zählte noch nicht zweihundert Mann; auf der Seite der Deutschen standen ihr die „Barbarossa“ mit 8 achtundsechzigpfündigen Bombenkanonen und die beiden andern Dampfer mit je einem langen Sechsundfünzigpfünder und einem Zweiunddreißigpfünder gegenüber: unsre Besatzungen zählten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. w:Karl Rudolf Brommy (* 10. September 1804 in Anger; † 9. Januar 1860 in St. Magnus)
  2. Siehe bei Interesse hierzu den Artikel SMS Barbarossa in der Wikipedia.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)