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gleichzeitig sowohl das Deck der Brigg wie das der Brigantine mit einem furchtbaren Kugelhagel. Ein entsetzliches Geheul und Geschrei auf beiden Fahrzeugen verriet uns, welche Verheerungen unsre Geschosse in den dichtgedrängten Mengen der Feinde angerichtet hatten.

Das hinderte aber diese nicht, auch ihrerseits an den Springtauen zu holen und, während wir unsre Batterien wieder schußfertig machten, ihre Breitseiten gegen uns zu richten.

Noch einmal schleuderten unsre doppelt geladenen Geschütze Tod und Verderben gegen den Feind, dann mußten wir dem vereinten Feuer der Brigg und der Brigantine standhalten. Die Geschosse durchschlugen die Beplankung des Schoners, und nie werde ich das herzzerreißende Wehgeschrei, Gekreisch und Todesgestöhn vergessen, das unter unsern Füßen hörbar wurde. Von uns an Deck war niemand verletzt worden, denn die Spanier hatten die Mündungen ihrer Geschütze niederwärts gerichtet, so daß die Geschosse den Schoner dicht über der Wasserlinie trafen und jenseits durch den Boden wieder hinausfuhren, ohne Rücksicht darauf, daß der Raum des Fahrzeugs dicht mit Sklaven angefüllt war. Das Gemetzel, das dadurch unter diesen Unglücklichen angerichtet wurde, ist nicht zu beschreiben.

Zuerst standen alle Mann starr vor Entsetzen über diese nichtswürdige Grausamkeit, dann aber sprangen sie mit Wutgeschrei wieder an die Geschütze und feuerten ohne Kommando und so schnell es ihnen möglich war Schuß auf Schuß gegen die Räuberschiffe. Diese zielten wie zuvor, ihre Breitseiten hatten dieselbe mörderische Wirkung, und das Verzweiflungsgeschrei der armen Neger wurde immer fürchterlicher.

„O Gott, das ertrage ich nicht länger!“ hörte ich Langfeld rufen. „Leutnant Burke, gehen Sie mit sechs Mann unter Deck und nehmen Sie den armen Schwarzen die Fesseln ab! Sie sollen nicht hilflos von den Kugeln der spanischen Teufel in Stücke gerissen werden. Lassen Sie sie an Deck kommen, dann mögen sie in den Booten des Schoners oder schwimmend an Land fliehen.“

Burke ging ohne Zögern an das gefährliche Rettungswerk, und

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)