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„Keine Ahnung,“ antwortete ich. „Ich habe nicht ein Wort verstanden. Es hörte sich wie Spanisch an.“

Der Anruf wiederholte sich, wurde uns aber dadurch nicht verständlicher. Inzwischen war uns der erste Kutter langseit getrieben, und Mr. Collins, der sich einiger Kenntnis der spanischen Sprache rühmte, belehrte uns dahin, daß der Rufer gesagt habe, wir hätten sofort umzukehren oder aber die Folgen zu tragen.

„Weiter nichts?“ entgegnete Langfeld. „Wir sind also entdeckt, wie’s scheint; dann können wir ja den Gedanken an eine Überrumpelung ruhig aufgeben. Schmeißt die Fangleinen los! Das beste ist, wir nehmen die drei Raubschiffe jetzt mit Sturm und zu gleicher Zeit, jedes Boot eins – wenn’s möglich ist. Also vorwärts, Leute, was die Remen halten wollen!“

Die losgeworfenen Fangleinen wurden eingeholt, die Matrosen legten sich mit schallendem Hurrageschrei in die Remen und mit brausender Fahrr schossen die Boote dahin durch den dichten Nebel.

Wir waren einige Minuten gerojt, da krachte ein Gewehrschuß auf Steuerbord vom Ufer her, und in demselben Moment sahen wir auf jeder Seite eine Reihe von Feuerfunken aufleuchten, die schnell größer und heller wurden, bis sie sich als große Feuer von trockenem Reisig herausstellten, zwölf an der Zahl, sechs auf jedem Ufer und je sechshundert Schritt voneinander entfernt. Sie durchleuchteten den Nebel weithin und hatten den Zweck, unsre Bewegungen den Feinden sichtbar zu machen.

Eben beruhigte ich mich mit dem Gedanken, daß der dicke Daak diese Absicht wohl größtenteils vereiteln würde, da fuhren wir plötzlich aus dem Nebel heraus wie aus einer Mauer, und vor uns lagen die drei Sklavenfahrzeuge mit Springtauen[* 1] auf den Ankern, ausgespannten Enternetzen und ausgerannten Geschützen.

  1. Springtau oder Spring ist eine vom Heck eines Schiffes nach dem im Grunde liegenden Anker führende Trosse oder Leine, die schon vor dem Ankern aufgesteckt wird, um das Schiff in einer andern Lage als der durch Wind- oder Stromrichtung gegebenen, zu halten. Bei heißem Wetter oft dazu gebraucht, um ein Schiff quer zum Winde zu holen.
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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/65&oldid=- (Version vom 6.5.2018)