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wolle, uns zu besinnen, ob wir ihm das Versteck des Geldes nennen wollten oder nicht; täten wir das nicht, dann würde er nach Ablauf dieser Frist die Bark in Brand stecken und uns alle lebendig verbrennen lassen. Und das hat der Hund dann auch getan.“

„Was!“ rief ich. „Er hat das Fahrzeug tatsächlich in Brand gesetzt? Selbstverständlich hatte er Ihnen allen aber doch zuvor die Fesseln abnehmen lassen, damit Sie wenigstens einen Versuch zu ihrer Rettung machen konnten!“

Ich will Ihnen sagen, was er getan hat, Mr. Wetter,“ antwortete der Kauffahrteischiffer. „Als die fünf Minuten abgelaufen waren, ließ er sich eine Laterne bringen und dann kam er damit achteraus und untersuchte die Fesseln jedes einzelnen von uns ganz genau, um sicher zu sein, daß wir uns nicht losmachen konnten. Dann ließ er mehrere Rollen Baumwollenzeug aufschneiden und die Stoffe in der Kajüte umherstreuen, goß Öl, Terpentin und Teer darüber, tat dasselbe vorn im Logis, entleerte ein Faß Teer und eine Blechkanne Terpentin in die Großluke hinab auf die brennbarsten der dort verstauten Waren, ließ den Booten die Bodenplanken ausschlagen und allen Remen über Bord hieven und setzte schließlich das Schiff vorn, achtern und mittschiffs in Brand. Darauf wünschte er uns allen eine recht warme Reise ins Jenseits und ging langsam und gemächlich in sein Boot.

Die Brigg blieb bei uns, bis wir überall ganz und gar in Flammen standen, dann braßte sie voll, segelte davon und überließ uns unserm Schicksal.“

„Und wie gelang es Ihnen, trotzalledem mit dem Leben davonzukommen?“ fragte ich, nachdem Entsetzen und Zorn mich wieder zu Worte kommen ließen.

„Well, Sir,“ erwiderte er, „die ‚Ophelia‘ brannte wie eine Fackel, das werden Sie sich wohl denken können. Kaum waren die Piraten in ihrem Boot, da schossen auch schon die Flammen aus der Kampanjeluke, aus der Logiskappe und der Großluke hervor, und nach einer Viertelstunde brannte die Bark an allen Ecken und Enden. Zum

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)