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lenzgepumpt; solch einen Bohrwurm, solch einen neugierigen Menschen habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht kennen gelernt. Aber ich glaube, ich habe ihn davon abgebracht, sich noch länger hier an der Küste herumzutreiben. wir brauchen keine Franzosen bei unsrer Arbeit; mögen sie sich einen andern Wirkungskreis aussuchen.“

Den Rest des Tages und auch noch die ganze Nacht hielten wir von der Küste ab; wir hatten nur die Marssegel stehen und liefen ungefähr sechs Knoten. Um sechs Glasen (11 Uhr), am folgenden Vormittag kam etwa drei Strich backbord voraus etwas in Sicht, was der Ausguckmann für treibendes Wrackzeug hielt. Mr. Langfeld, unser zweiter Leutnant, sprang mit dem Teleskop in den Vorbramsaling hinauf und erkannte von hier aus auf den ersten Blick, daß jener Gegenstand ein Floß war, auf dem sich Schiffbrüchige befanden. Kapitän Vernon ließ sogleich auf das Floß abhalten, einen Kanonenschuß abfeuern und die Flagge heißen, um den etwa sechs Seemeilen entfernten Schiffbrüchigen bekannt zu geben, daß man ihnen Hilfe bringen wolle.

Um die Mittagzeit drehte der „Wolf“ hundert Meter von dem Floß bei und sendete ein Boot ab, die Unglücklichen an Bord zu holen. Das Wrack war ein kümmerliches Machwerk aus einigen Spieren, einigen halb verbrannten Hühnerhocken und ein paar verkohlten Schanzkleidungsplanken; dabei war es so klein, daß es kaum den auf ihm befindlichen vierzehn Menschen Raum gewährte.

Es war ein Glück für die Ärmsten, daß das Wetter gut war, denn bei einigermaßen hohem Seegang hätte das Floß kaum eine halbe Stunde zusammengehalten. Dem Anschein nach zu urteilen, hatten die Schiffbrüchigen ihr Fahrzeug verlassen müssen, weil es in Brand geraten war; und so verhielt es sich auch, allerdings nicht in der Weise, die wir voraussetzten.

Ich war mit ins Boot gegangen. Als wir bei dem Floß anlangten, sahen wir eine Schar von Haien es gierig umkreisen und ab und an darauf zuschießen, in der Erwartung, einen oder den andern der Schiffbrüchigen ins Wasser reißen zu können. Die gefräßigen Ungeheuer

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)