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einen besseren Erfolg zu erzielen. Nach dem Kurse zu urteilen, den wir steuerten, glaubte er annehmen zu können, daß wir aus dem Kongo kämen, und deshalb hätte er, auf Befehl von Kapitän Dubois, sich die Freiheit genommen, an Bord zu kommen, um sich zu erkundigen, was es in der Gegend Neues gäbe.

Unser Skipper erzählte ihm von unsrer Bootsfahrt, sagte ihm, daß gegenwärtig kein Schiff im Kongo zu sehen wäre und lud ihn zum Schluß ein, in der Kajüte ein Glas Wein mit ihm zu trinken, was Monsieur Guerlin auch mit Dank annahm.

Nach Verlauf von einer halben Stunde erschienen sie wieder an Deck. Der Franzose schwatzte lebhaft und unaufhörlich in seinem gebrochenen Englisch und gestikulierte dabei mit Händen, Armen und Schultern, wie nur solch ein Franzmann dies fertigbringen kann. Es entging mir jedoch nicht, daß er trotz seines eifrigen Redens seine Rattenaugen fortwährend überall umherschweifen ließ, nicht etwa nur verloren und unwillkürlich, sondern offenbar mit dem ganz bestimmten Zweck, sich alles, was sichtbar war, genau einzuprägen. Auch fiel mir auf, daß sein Englisch bald mehr, bald weniger und zeitweise gar nicht gebrochen war. Aus all diesem schloß ich, daß Monsieur Guerlin nicht der offene und ehrliche Mann war, der er uns gegenüber gern scheinen wollte.

Gern hätte ich Mr. Austin diese meine Gedanken bei nächster Gelegenheit mitgeteilt, dann aber überlegte ich, daß Monsieur Guerlin ja eigentlich gar keinen Grund habe, uns in irgend einer Weise zu hintergehen, und so kam mir die Sache wieder aus dem Sinn.

Endlich verließ unser Besucher unter vielen Bücklingen wieder das Schiff; noch vom Fallreep aus ließ er einen letzten forschenden Blick über das ganze Deck schweifen, und fünf Minuten später war er wieder an Bord seines eigenen Schiffes, das das Boot binnenbords nahm, das Großmarssegel wieder vollbraßte, als Abschiedsgruß die Flagge dippte und dann seinen Kurs weitersteuerte.

„Gott sei Dank, daß ich den Kerl endlich los bin!“ rief Kapitän Vernon lachend, als die Brigg davonsegelte. „Er hat mich förmlich

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)